Bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) gibt es verschiedene Klassifikationssysteme und Risikoprofile, die dazu dienen, den Verlauf der Erkrankung einzuschätzen und die Behandlung anzupassen. Hier sind einige der gängigen Klassifikationen und Risikoprofile bei CLL:

1. Rai-Stadieneinteilung: Die Rai-Stadieneinteilung ist eine der ältesten und einfachsten Klassifikationen für CLL. Sie basiert auf der Anzahl der betroffenen Lymphknotenregionen, der Vergrößerung von Leber und Milz sowie dem Vorhandensein von Anämie und Thrombozytopenie. Es werden fünf Stadien (0 bis IV) unterschieden, wobei Stadium 0 das früheste und Stadium IV das fortgeschrittenste Stadium darstellt.

2. Binet-Klassifikation: Die Binet-Klassifikation ist eine weitere gebräuchliche Klassifikation für CLL und basiertauf der Anzahl betroffener Lymphknotenregionen und dem Vorhandensein von Anämie und Thrombozytopenie. Sie teilt die CLL in drei Stadien ein: A (keine oder wenige Befallstellen), B (mehrere Befallstellen) und C (Anämie oder Thrombozytopenie).

3. TP53-Status: Eine genetische Veränderung im Tumorprotein p53 (TP53) ist ein wichtiger prognostischer Marker bei CLL. Das Vorhandensein einer TP53-Mutation oder das Fehlen des TP53-Gens (Deletion 17p) wird als ungünstiges Risiko eingestuft, da es mit einem aggressiveren Verlauf und einer schlechteren Reaktion auf bestimmte Behandlungen verbunden ist.

4. IGHV-Mutationsstatus: Der Mutationsstatus des Immunoglobulin-H-Schwerketten-Gens (IGHV) ist ein weiterer prognostischer Marker bei CLL. Patienten mit einer unmutierten IGHV-Region haben in der Regel einen schlechteren Verlauf und eine geringere Ansprechrate auf bestimmte Therapien im Vergleich zu Patienten mit einer mutierten IGHV-Region.

5. Zytogenetische Aberrationen: Bestimmte zytogenetische Veränderungen können das Risiko und den Verlauf von CLL beeinflussen. Beispielsweise werden das Vorhandensein von Del(13q), Trisomie 12, Del(11q) und Del(17p) als prognostisch relevante Marker betrachtet, da sie unterschiedliche Auswirkungen auf das Ansprechen auf die Behandlung und das Überleben haben können.

Die Klassifikationen und Risikoprofile dienen dazu, Patienten in verschiedene Risikogruppen einzuteilen und die Behandlungsstrategien anzupassen. Patienten mit günstigem Risikoprofil können möglicherweise eine beobachtende Überwachung ohne sofortige Behandlung erhalten, während Patienten mit ungünstigem Risikoprofil möglicherweise eine intensivere Therapie benötigen. Die Entscheidung über die Behandlung erfolgt jedoch individuell und basiert auf einer umfassenden Beurteilung des Patienten und seiner spezifischen Merkmale. Ein erfahrener Hämatologe oder Onkologe wird diese Faktoren berücksichtigen, um die bestmögliche Behandlungsstrategie festzulegen.

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